CEO Markus Hauser im Gespräch mit VR-Präsident Arnold Bachmann
CEO Markus Hauser im Gespräch mit VR-Präsident Arnold Bachmann
Fit für die Zukunft: Gespräch in der Leitung des Kantonsspitals Glarus - 1

Regionale News, Wirtschaft, Gesellschaft & Leute

Fit für die Zukunft: Gespräch in der Leitung des Kantonsspitals Glarus

Das KSGL im Dialog: Für den Geschäftsbericht 2018 trafen sich Chefärzte mit Pflegenden, kamen Patienten mit Fachkräften ins Gespräch. Sie gewähren uns einen direkten Einblick ins Kantonsspital Glarus  - aus ihrer ganz persönlichen Perspektive. CEO Markus Hauser ist im Gespräch mit Verwaltungsratspräsident Arnold Bachmann über das Fitnessprogramm vom Kantonsspital.

REDAKTION: Kürzlich erschien in einer Wochenendzeitung ein Artikel über die Zusammensetzung von Spitalverwaltungsräten. Ein Wirtschaftsexperte monierte, dass im obersten Gremium von Spitälern zu wenige Ökonomen oder erfahrene Manager vertreten sind. Herr Dr. Bachmann, mit Ihnen als Präsident, Dr. Rolf Widmer und Reto Nick sind beim Kantonsspital gleich drei Ökonomen vertreten. Wie beurteilen Sie diese Zusammensetzung?

ARNOLD BACHMANN: Zumindest kann man unserem Verwaltungsrat nicht eine Untervertretung an Ökonomen vorwerfen (lacht). Dass die Ökonomie so gut vertreten ist, war nicht von Anfang an ein Ziel, sondern hat sich vielmehr so ergeben. Insgesamt erachte ich die Zusammensetzung als ideal. Mit lic.iur. Susanne Jenny ist auch das juristische und mit Dr. med. Rodolfo Slongo das medizinische Fach kompetent vertreten. Der Kanton als Eigentümer stellt den Gesundheitsdirektor Dr. Widmer. Diese Vernetzung mit der Politik ist für uns ein Vorteil. Nach 25 Jahren im Gesundheitswesen und als CEO des Kantonsspitals Graubünden (KSGR) bringe ich meine Erfahrungen aus dem Spital-Management ein.

REDAKTION: Herr Hauser, auch Sie sind Ökonom. Wie hilft Ihnen ökonomische Kompetenz im Verwaltungsrat bei der operativen Betriebsführung?

MARKUS HAUSER: Wir sprechen die gleiche Sprache – das ist sicher ein Vorteil. Ich verstehe die Aufträge des Verwaltungsrates (VR) und trage sie in die Geschäftsleitung (GL). Mit rein ökonomischen Argumenten kann aber kein Spital geführt werden. Dafür muss auch jemand die medizinische Sprache beherrschen. Da sind wir in der GL und auch im VR gut aufgestellt. Unser gemeinsames Ziel ist, das Kantonsspital Glarus (KSGL) nachhaltig in eine gesunde Zukunft zu führen. Auch mir als Ökonom ist es klar, dass es nur gelingt, wenn wir zufriedene und medizinisch gut behandelte Patienten haben. Und den medizinisch tätigen Fachpersonen ist klar, dass eine gesunde Zukunft nur möglich ist, wenn wir die finanziellen Mittel dazu haben.

REDAKTION: Optimierungspotential hört man diese Tage oft – auch in den Medien. Sie haben es bereits angetönt, Herr Hauser. Ist ein Fitnessprogramm im Kantonsspital Glarus vorgesehen?

MARKUS HAUSER: Ja, bei uns läuft das Programm ‘Fit für die Zukunft’. Wir sind fit und möchten es in Zukunft auch bleiben. ‘Fit für die Zukunft’ ist die Antwort auf sich ändernde Rahmenbedingungen. Der fitteste Sportler stellt sein Trainingsprogramm um, wenn seine bewährten Trainingsmethoden plötzlich nicht mehr zum Ziel führen. Wir agieren aus einer Stärke heraus und setzen die anstehenden Veränderungen nicht unter Zwang um. ‘Fit für die Zukunft’ ist kein reines Kostensenkungsprogramm, sondern stärkt die Wirtschaftlichkeit, was auch mit zusätzlichen Erträgen oder gezielterem Ressourceneinsatz möglich ist.   

REDAKTION: Herr Dr. Bachmann, als CEO des Kantonsspitals Graubünden haben Sie vermutlich eine vergleichbare Ausgangslage. Diese Expertise hilft, damit Zielvorgaben realistisch bleiben. Wie gehen Sie als Verwaltungsratspräsident vor?

ARNOLD BACHMANN: Der wirtschaftliche Druck auf die Spitäler hat stark zugenommen und geht auch am KSGR oder am KSGL nicht vorbei. Meine Rollen in diesen beiden Spitälern sind jedoch unterschiedlich. Als Verwaltungsratspräsident am KSGL bin ich für die strategische Führung verantwortlich. Im VR legen wir gemeinsam den Fokus auf Nachhaltigkeit und schauen, dass die Qualitäts- und Ertragsziele erreicht werden. Wenn der Trend abwärts geht, greifen wir ein, bevor eine dramatische Situation entsteht und wir zum Handeln gezwungen sind. Derzeit erreichen wir die wirtschaftlichen Ziele leider nicht, was für die nachhaltige Sicherung des Spitals aber essentiell wäre. Wir unterstützen und begleiten die Geschäftsleitung deswegen dabei, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Meine Erfahrungen und mein Wissen aus dem KSGR stelle ich dem KSGL gerne zur Verfügung, aber Patenrezepte gibt es keine.

MARKUS HAUSER: Das hilft uns. Dr. Bachmann und ich diskutieren häufig auch operative Fragestellungen – von CEO zu CEO. Dabei wandern Wissen und Erfahrungen zwischen Glarus und Chur in beide Richtungen hin und her.

REDAKTION: Zum Schluss noch die Frage an Sie beide: Das finanzielle Heft bleibt fest in der Hand des KSGL. Wie stellen Sie sicher, dass auch in der Optimierungsphase der Leistungsauftrag in der gewohnten medizinischen und pflegerischen Qualität jederzeit erfüllt wird?

ARNOLD BACHMANN: Wirtschaftliche Optimierung und Sicherstellung des Leistungsauftrages in der geforderten Qualität schliessen sich nicht aus. Indem wir bestehende Prozesse hinterfragen, können wir die  Qualität steigern und Zeit einsparen. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Lean Station: Hier wurden Prozesse mit verschiedenen Disziplinen neu definiert. Die Wege zu Material- oder Geräteräumen sind kürzer, sodass mehr Zeit für die effektive Arbeit am Patienten bleibt. Durch diese Prozessoptimierung können wir die steigenden Fallzahlen bewältigen, ohne dafür mehr Ressourcen einzusetzen. Gleichzeitig verzeichnen wir eine höhere Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit.

MARKUS HAUSER: Das sehe ich auch so: Effizienz und Qualität können sich parallel verbessern. Ein anderes Beispiel für Lean Management wären Prozessverbesserungen auf der Notfallstation. Je besser die Notfallstation organisiert ist, desto kürzer sind die Wartezeiten – für Patienten eines der wichtigsten Qualitätskriterien. Der Notfall zeigt aber gleichzeitig auch Grenzen auf. Eine noch so gut organisierte Notfallstation kann nicht beliebig viele Patienten in einer medizinisch hohen Qualität betreuen.

Autor

Kantonsspital Glarus

Kontakt

Kantonsspital Glarus AG
Burgstrasse 99
8750 Glarus
info@ksgl.ch
055 646 33 33

Kategorie

  • Gesundheit
  • Schweiz
  • Glarus

Publiziert am

05.09.2019

Webcode

www.guidle.com/TxsUmM